Mittwoch, 7. März 2007

Der Krieg kam zu uns

Weil ich die Schwesternschule besuchen wollte, musste ich ein halbes Jahr als Hilfsschwester im Kreiskrankenhaus zu Neidenburg Dienst machen. Überall waren viele Soldaten, sie sollten alle nach Rußland weitermarschieren. Jetzt kam der schreckliche Krieg auch zu uns. Wir mussten Flüchtlinge und alte Menschen betreuen, sie waren schon irgendwo ausgesiedelt worden. In einer Baracke waren die Menschen untergebracht. Sie waren verdreckt und verlaust. Ich war froh als meine Zeit dort zu Ende war und ich konnte nach Tilsit fahren um meine Schwesternlehre anzufangen.




Das Krankenhaus wurde von evangelischen Diakonissen geleitet. Unsere Betreuerin war eine nette Oberschwester.
Nicht weit von der Stadt floß die Memel und jede freie Minute waren wir am herrlichen Memelstrand. Schade das die schöne Zeit bald zu ende war.Der Krieg tobte und die Front kam immer näher. Die Stadt wurde jede Nacht bombardiert. In einer Nacht wurde auch unser Krankenhaus getroffen. Nächtelang haben wir schon mit den Patienten im Keller gelebt, doch dann ging es nicht mehr. Die Kranken wurden evakuiert und unsere Schwesternschule nach Isterburg verlegt. Unsere Schwesternführerin war sehr besorgt um uns, sie brachte uns immer rechtzeitig aus der Gefahrenzone heraus. In Isterburg erging es uns genauso wie in Tilsit. Die Front kam näher und das Krankenhaus wurde zerstört. Wir waren froh, das wir wieder heil heraus kamen.

Es war schrecklich diese Bombennächte. Wir Schwestern waren jedoch sehr mutig. Patienten wurden noch mit dem Fahrstuhl von oben in den Keller gefahren, obwohl schon die Bomben fielen. Diese Schreie aus den Krankenzimmern, von den Kranken, die selber nicht in den Luftschutzkeller laufen konnten, höre ich heute noch.
Schlimmer war es dann noch in Allenburg, eine Ausweichstation von Königsberg. Da in Isterburg auch alles kaputt war, wurden wir dort hin versetzt. Königsberg wurde vom 27.-30.08.1944 durch hunderte englische Flugzeuge bombardiert. Die Innenstadt und viele historische Bauwerke wurden zerstört. Über 4000 Menschen starben bei dem Bombenhagel.

Viele Verletzte und Verbrannte kamen nach Allenburg. Wir mussten diese durch Brandbomben teilweise verkohlten Menschen versorgen. Diese Menschen kämpften mit dem Tod.

Nachts sind wir immer zu zweit an die Betten gegangen wenn sie nach Wasser schrieen. Wir hatten Angst, die Schmerzen trieben die Menschen zum Wahnsinn.

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